Inhalt: Wovon singt dieses Quartett eigentlich die ganze Zeit? Spielt doch im Grunde keine Rolle, denn es groovt derartig beeindruckend, dass man ihre Platte einfach nur gut finden kann. Was ist ein wesentliches Unterscheidungskriterium zwischen guter Musik und guter Literatur? Die vertonten Texte müssen im Gegensatz zu den geschriebenen Worten nicht immer eine ausufernde Botschaft vorweisen, ihren Melodien obliegt die Freiheit auch ohne intellektuellem Tiefgang bedeutungsvoll zu erscheinen und zumindest emotional zu berühren. Diese Philosophie untermauert "Boys & Girls", das musikalische Debüt des Quartetts Alabama Shakes, geradezu überdeutlich. So zusammengewürfelt der Stil des ersten Langspielers erscheint, so mannigfaltig sind auch die Mitglieder der 2009 gegründeten Band um Sängerin Brittany Howard. Den Bassisten Zac Cockrell gabelte die Frontfrau im Psychologie-Seminar an der Athens-High-School auf, als Drummer fand sich mit Steve Johnson der Plattenladen-Inhaber ihres Vertrauens und kurz vor dem ersten Auftritt vollendete der beste Gitarrist der Schule, Heath Fogg, die Formation. Jeder brachte seine persönlichen Vorlieben in die ersten Jam-Sessions mit ein - kein Wunder also, dass Alabama Shakes diesen unnachahmlichen Stilmix aus Blues, Rock, Punk, Pop sowie Funk entwickeln konnten. Alabama Shakes - "Hold On" Die elf Titel kommen allesamt ohne vertuschende Effekte oder bombastische Instrumentarien aus. Ganz klassisch spielen die Musiker E-Gitarre, Schlagzeug, Bass sowie hin und wieder Hammond-Orgel. Vorherrschend ist die einzigartige Blues-Stimme der Sängerin, die jedem rockigen Titel auch stets eine soulige Note verleiht. Im erdigen "Hold On" hört man zunächst nur einen simplen Beat, erweitert wird das Ganze mit einem sehr eingängigen Gitarrenriff. Doch als Brittany die erste Zeile "bless my heart / bless my soul" intoniert, entwickelt sich daraus ganz unvermittelt der besondere Alabama Shakes-Sound. Spätestens bei der groovenden Bridge "Yeah / you got to hold on / you got to hold on" hält es keinen Fuß mehr still am Boden. Die letzten Songfetzen vermitteln durch das einsetzende Röhren der Verstärker mitsamt ein paar klimpernder Klaviernoten den Charme einer improvisierten Bandprobe. Alabama Shakes - "Boys & Girls" Titel wie "Goin' To The Party" erzählen mit wenig angestrengten Textzeilen wie "gotta take me home now / I know you ain't drinking water / you gotta take me back cause I'm still somebody's daughter, alright" von Herzschmerz, Gott und der Welt - horizonterweiternde Lyrik sieht da natürlich anders aus. Doch in den Momenten, in denen der Zuhörer ob der Oberflächlichkeit dieser Worte verwirrt dreinblickt, kommt schon ein mitreißendes Gitarrenriff um die Ecke gebogen, das den wirren Blick aus dem Gesicht verdrängt. Die Songs klingen schlichtweg auf natürliche Art und Weise hochwertig und organisch - ohne das heutzutage höchst beliebte AutoTune oder wummernde Beats. Die Musik wirkt, als hätte man in Papa's Plattenkiste zwischen Otis Redding und Led Zeppelin gegriffen - wie aus einer anderen Zeit. Unverblümt, unheimlich lässig und schwungvoll mit viel Seele. Deshalb ist es am Ende auch schlichtweg irrelevant, inwiefern die ehemalige Briefträgerin weltbewegende Weisheiten in ihren Stücken verbreitet. Schlagworte:Rock/Pop Systematik: CD-U EAN: 0883870065023
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